Über den Ursprung des Stollengebäcks lassen sich nur Vermutungen anstellen.
Diese gehen allerdings davon aus, daß dieses Gebäck schon aus grauer, heidnischer Vorzeit stammt. So war es bei den alten Germanen Sitte an hohen Festtagen Figuren zu backen, diese zunächst den Göttern zu weihen, um sie dann anschließend zu Ihren Ehren zu verspeisen. Auf dieses Ritual weist der Ursprung der Bezeichnung „Stollen“ hin: „Stulno“ ist die Bezeichnung für eine Säule, die einer der höchsten germanischen Gottheiten geweiht war.
Es ist leicht nachzuvollziehen, daß dieser Brauch nicht das Wohlgefallen der christlichen Missionare hervorrief. Das der „Stollen“ dennoch seinen Weg in das christliche Brauchtum fand, zeigt die Deutung seiner Form und des Namens „Christstollen“: Die beiden übereinandergewickelten Wulste des Stollenteiges mit ihrem Zuckerüberzug wurden als das in weiße Windeln gewickelte Christuskind interpretiert. Gestützt wird diese Auslegung durch einen alten schlesischen Brauch, bei dem der schönste Stollen wie bei einen Wickelkind mit bunten Bändern umwunden , und mit den Worten „Ich schenke dir den heiligen Christ“.weitergegeben wurde.
Die Qualität der alten Rezepte war abhängig von dem gesellschaftlichen Stand der damaligen Bevölkerung und ihrem Wohlstand. Gelten die alten Städte Dresden, Hamburg und Köln als Wiege für den Dresdner Stollen und den Rheinischen Christstollen, so gibt es aus den damaligen „Armenhäusern“ des Reiches, wie dem Vogtland und dem Erzgebirge kaum feine „Stollen“ – Rezepturen.
Keine Überraschung, wenn man sich vor Augen hält, daß die notwendigen Zutaten wie Zucker, Gewürze, Rosinen und Mandeln für die Mehrzahl der Bevölkerung schlichtweg unerschwinglich waren und die Butter meist durch billigeren Rindertalg oder Gänseschmalz ersetzt werden mußten.
Dabei war und ist der Butteranteil im Hefeteig ein entscheidendes Qualitätsmerkmal.
Das mußten auch schon die sächsischen Kurfürsten im 15.Jahrhundert feststellen.
1450 verbot der Papst die Anwendung von Butter während der Fastenzeit.
Und da die Adventszeit im katholischen Sachsen früher eine solche war, sollte für die Stollenbäckerei das damals übliche Rübenöl als Butterersatz herhalten. Eine Vorstellung die den Landesfürsten Ernst und Albrecht den Appetit auf Stollen völlig vermieste.
Deshalb wandten sich die Kurfürsten an den Hl.Vater und baten um Abänderung der Fastengesetze für das Land Sachsen. Offensichtlich hatte der amtierende Papst einen Sinn für feine Backwaren und erteilte mit dem sog. „Butterbrief“ eine Sondergenehmigung.
Allerdings nicht ohne Gegenleistung: Im Gegenzug mußte die sächs. Bevölkerung eine jährl. Abgabe zugunsten des Dombaus in Freiberg entrichten. Der Bischof forderte für sich und seine Nachfolger zu jeden Weihnachtsfest die Lieferung von 2 großen Stollen aus je
½ Scheffel Weizenmehl, was annähernd einem Einzelgewicht von rund 7 kg entsprochen haben dürfte.